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2.11.12 Programmiersprachen

Es gibt Autoren [Sto89], die den Begriff der Wissensrepräsentation mit Programmierung gleichsetzen. Dem könnte man nur dann folgen, wenn Programmierung so weit gefaßt würde, daß selbst natürliche Sprache darunter fällt, weil Sprache unser paradigmatisches Modell von Wissensrepräsentation ist. Dies ist nicht völlig abwegig, da jeder Sprachtext im weitesten Sinne auch als Programm für denjenigen aufgefaßt werden könnte, der ihn aufnimmt und verarbeitet. Im Sinne der Informatiker ist ein solch weitgefaßtes Verständnis von Programmierung jedoch keineswegs. Wir wollen diese Identifizierung daher nicht mitvollziehen, ohne abzustreiten, daß die Grenzen in der Tat unscharf sind. Insbesondere fällt es sicher schwer, alle bisherigen Wissensrepräsentationsformalismen, soweit sie implementiert sind, nicht auch als Programmiersprachen einzustufen. Vielleicht könnte man sagen, daß die Wissensrepräsentation dann einmal voll mit der Programmierung zusammenfallen wird, wenn ihr in Abschnitt 1.3 als Hypothese formuliertes Fernziel voll erreicht ist.

Die in diesem Gebiet vorherrschenden Programmiersprachen wie LISP und PROLOG jedenfalls sind im Sinne dieser Hypothese keine Wissensrepräsentationsformalismen, wenn sie auch den meisten Implementierungen von solchen Formalismen zugrundeliegen. Mit solchen Implementierungen kommen wir jedoch dem Fernziel ein Stück näher.

An dieser Stelle wollen wir abschließend noch auf die erste Programmiersprache hinweisen, deren Ziel der Einsatz für Anwendungen der in diesem Buch behandelten Natur ist. Es handelt sich um den Plankalkül von dem großen Computerpionier Konrad Zuse [Zus49, Zus59, Zus70], der jedoch als Vorläufer der späteren Entwicklung so gut wie keine Beachtung gefunden hat.



Christoph Quix, Thomas List, René Soiron
30. September 1996