12.2
 Pfade und Werte

Pfade in Merkmalstrukturen 

Definition 12.2.1 (Merkmal-Pfad). Ein Pfad in einer Merkmalstruktur ist eine endliche Folge von Merkmalen, die in der Merkmalstruktur unmittelbar ineinander verschachtelt sind.

Beispiel 12.2.2 (Merkmalstruktur und alle nicht-leeren Pfade).
⌊        ⌊      [         ]⌋⌋
                 NUM     sg
⌈SUBJ    ⌈AGR    PER     3 ⌉⌉
SUBJ⟩ ⟨AGR⟩ ⟨NUM
SUBJ,AGR⟩ ⟨AGR,NUM⟩ ⟨AGR,PER
SUBJ,AGR,NUM⟩ ⟨SUBJ,AGR,PER

Definition 12.2.3 (Vollständiger Pfad). Ein vollständiger Pfad einer Merkmalstruktur ist ein Merkmal-Pfad, der beim Wurzelknoten beginnt und bei einem atomaren Wert oder der leeren Merkmalstruktur endet.

Pfade und ihre Werte in Merkmalstrukturen 

Definition 12.2.4 (Wert eines Pfades). Der Wert eines Pfades ist der Wert, der am Ende des Pfades beginnt.

            (
            ||| M                   falls P =  ⟨⟩
            { val(⟨a2,...,an⟩,W )  falls P =  ⟨a1,...,an⟩ ∧⟨a1,W ⟩ ∈ M
val(P, M ) = || undef iniert        sonst
            |(

Beispiel 12.2.5 (Werte von Pfaden).

M=⌊       ⌊                  ⌋⌋
                [NUM    sg]
⌈SUBJ   ⌈AGR               ⌉⌉
                 PER    3


val(SUBJ,AGR,NUM,M) = sg
val(SUBJ,AGR,M) = [NUM     sg ]

  PER    3

Evaluation der Pfadfunktion 
val(SUBJ,AGR,NUM,⌊       ⌊       [         ]⌋⌋
⌈       ⌈        NUM    sg ⌉⌉
 SUBJ     AGR    PER    3) = val(AGR,NUM,⌊      [         ]⌋
⌈       NUM    sg ⌉
 AGR    PER    3) = val(NUM,[         ]
 NUM    sg
 PER    3) = val(⟨⟩, sg) = sg

Merkmalstrukturen in Lexikonregeln in XLE 


schwamm   V * {
       (^ TENSE) = past
       (^ AGR PERS) = 3
       (^ AGR NUM) = sg
       |
       (^ TENSE) = past
       (^ AGR PERS) = 1
       (^ AGR NUM) = sg
      }.

  ⌊                   ⌋
V   TENSE   past
  ||         [NUM    sg]||
  ⌈ AGR               ⌉
           | PERS   3
       schwamm  oder

12.2.1
 Koreferenz

Koreferenz 

Idee

Koreferenz (structure sharing, reentrancy) in Merkmalstrukturen erzwingt die Identität von Werten bzw. von Teil-Merkmalstrukturen.

Beispiel 12.2.6 (Kongruenz von Subjekt und finitem Verb).
Im Satz «Hans schwamm.» sind die Wortformen «Hans» und «schwamm» für sich genommen morphologisch ambig.

Wir wissen: Welche Werte auch immer das finite Verb in Numerus und Person hat, das Subjekt muss dieselben haben.

Verwendung

Überall, wo es um den Abgleich von variabler linguistischer Information geht, ist Koreferenz das Mittel der Wahl. So etwas wie Anti-Koreferenz braucht es fast nie…

Graph vs. Matrix [Müller 1994, 136]


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Abbildung 12.3: Koreferente Merkmalstruktur als Matritze


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Abbildung 12.4: Koreferente Merkmalstruktur als gerichteter Graph


Koreferenz in XLE-Merkmalstrukturen 
Die Koindizierung wird in XLE über die Identifikationsnummer von Teilmerkmalstrukturen (3) und einer Pfadangabe (AGR) dargestellt.


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Abbildung 12.5: Koreferente Merkmalstruktur als gerichteter Graph


Koreferente Graphen formal betrachtet 

Definition 12.2.7 (Merkmalstrukturen mit Koreferenz). Als Graph ist eine Merkmalstruktur mit Koreferenzen ein markierter gerichteter Baum, bei dem eine Bedingung aufgehoben ist:

Koreferenz in Matrix-Notation

Bei der Matrix-Notation muss man genau bei einem Wert einen Index setzen und kann die koreferenten Werte dann damit koindizieren .

Koreferenz in Mengen-Darstellung

Koreferenz ist Gleichheitsrelation zwischen bestimmten Werten von Pfaden eine Merkmalstruktur M.

Beispiel 12.2.8 (Koreferenz von 2 Merkmal-Pfaden).

val(SUBJ,AGR,M) = val(PRED,AGR,M)