ERP-System
Ein ERP (Enterprise Resource Planning)-System ist eine integrierte, betriebswirtschaftliche Anwendungssoftware, die Prozesse und Funktionen eines Unternehmens unterstützt. Diese Unterstützung und Integration gibt es für verschiedene Funktionsbereiche (Abteilungen). Die Software stellt auch funktionsübergreifende Funktionen zur Verfügung. ERP-Systeme decken Basisfunktionen wie das Rechnungswesen, das Personalmanagement oder die Offerten- und Kundenverwaltung ab und verwalten unternehmensrelevante Finanz-, Personal-, Kunden- und Produktdaten. Der weltweit bekannteste ERP-Anbieter ist SAP.
Wörtlich übersetzt würde ERP „Ressourcenplanung eines Unternehmens“ bedeuten. Dies ist ein Indiz dafür, warum viele ERP-Anbieter in Deutschland traditionell vor allem auf die Fertigungsbranche fokussiert sind. Es gibt heute aber auch eine Vielzahl von ERP-Systemen, die auf nichtfertigende Branchen wie Handel oder Dienstleistungen spezialisiert sind. Ein ERP-System besteht aus verschiedenen Modulen, z.B. für Beschaffung, Produktion, Vertrieb, Rechnungswesen oder Personalwirtschaft, die je nach den Bedürfnissen eines Unternehmens implementiert werden können. Abbildung 4 zeigt eine Übersicht über die Funktionsmodule der ERP-Software Microsoft Navision 4.0.
Abb. 4: Beispiele für Funktionsmodule in Microsoft Navision (Quelle: http://www.microsoft.com/germany/dynamics/nav/demos/default.mspx)Über eine zentrale Datenbank sind die Module des ERP-Systems in der Lage, zu interagieren und sich auszutauschen. Das Ziel von ERP-Systemen ist die "integrative Abwicklung von Geschäftsprozessen".
Verwandte Begriffe zu ERP-Systemen sind „Betriebliche Anwendungssoftware“ (Gronau 2004, S.4 und Hansen 2001) oder Anwendungssysteme (Gronau 2004, S.4; Mertens & Griese 2002, S.1; Stahlknecht 2002, S.208).
Wie in der folgenden Lerneinheit noch genauer gezeigt wird, besteht ein ERP-System mindestens aus einer gemeinsamen Datenhaltung. Bei der Abbildung von organisatorischen Funktionen werden Geschäftsprozesse über Abteilungsgrenzen hinweg in ein Gesamtsystem integriert.
ERP-Systeme ermöglichen und erreichen eine Standardisierung und die damit verbundene Automatisierung von Unternehmensabläufen. In der Regel können ERP-Systeme auf die speziellen Bedürfnisse im jeweiligen Anwendungsgebiet angepasst werden. Diesen Vorgang der Anpassung nennt man Customizing. Diese Anpassung kann durch die Auswahl von Programmmodulen erfolgen oder durch Parametrisierung. Bei der Parametrisierung werden Einstellungen innerhalb des eingesetzten Programms vorgenommen, um z.B. Ländereinstellungen (Sprache, Währungen, Masse) vorzugeben, die Organisationsstruktur und die Produktstruktur des Unternehmens abzubilden oder vorgesehene Varianten bei Prozessen, Funktionen und Daten auszuwählen. Eine weitere Möglichkeit des Customizings besteht in der Programmierung (extern oder intern) neuer Funktionalitäten mittels mitgelieferter Werkzeuge (hierfür existieren spezifische Programmiersprachen wie z.B. ABAP bei SAP). In diesem Zusammenhang hat der Begriff der Releasefähigkeit eine wichtige Bedeutung. Ein System ist releasefähig, wenn nach dem Customizing-Vorgang die getroffenen Anpassungen des ERP-Systems bei der Installation eines Systemupdates nicht verloren gehen. Ein weiterer, häufig genannter Begriff im Umfeld von ERP-Systemen ist die Mandantenfähigkeit (vor allem interessant für Grossunternehmen oder Konzerne). Ein System ist dann mandantenfähig, wenn auf einem Server mehrere Mandanten (Kunden oder Auftraggeber) bedient werden können, ohne dass der jeweilige Mandant Einblick in die Daten von anderen Mandanten hat.
Customizing
Customizing ist der Vorgang zur Anpassung eines ERP-Systems auf die speziellen Bedürfnisse im jeweiligen Anwendungsgebiet. Diese Anpassung erfolgt durch die Auswahl von Programmmodulen und durch die Eingabe von unternehmensspezifischen Daten und Parametern.
Releasefähigkeit
Im Zusammenhang mit Updates hat der Begriff der Releasefähigkeit eine wichtige Bedeutung. Ein System ist releasefähig, wenn die Customizing-Einstellungen bei der Installation eines Updates nicht verloren gehen.
Mandantenfähigkeit
Ein System ist mandantenfähig, wenn auf einem Server mehrere Mandanten (Kunden oder Auftraggeber) bedient werden können, ohne dass der jeweilige Mandant Einblick in die Daten von anderen Mandanten hat.