Während die bisher behandelten Formen der Zirkumskription von der
Vorstellung der Prädikate
als Mengen von Objekttupeln ausgehen, ist die in diesem Unterabschnitt
betrachtete Variante aus der Vorstellung von Prädikaten als booleschen
Funktionen entstanden, die in jedem Punkt eines Universums von Tupeln
definiert ist. Demnach ist die punktweise
Zirkumskription des
Prädikats wie folgt definiert.
In diesem Fall betrachten wir also nur ein einziges Prädikat ,
während
wie bisher ein Tupel von Prädikaten repräsentieren kann.
Die Formel besagt also, daß es unter Variation von
kein
kleineres Prädikat
geben kann, das sich von
nur in einem einzigen Punkt
unterscheidet (während wir in dieser Hinsicht bisher keinerlei
Einschränkungen getroffen haben). Da diese Minimalitätsbedingung deshalb offensichtlich ein Spezialfall
derjenigen bei der variablen Zirkumskription ist, folgt (zB. mit der
Kontraposition) sofort der folgende Satz [Lif87].
Damit ist die Konsistenzfrage auf die der bisherigen Zirkumskription reduziert. In dem folgenden, in der Praxis besonders wichtigen Spezialfall gilt auch die Umkehrung [Lif87].impliziert
.
Wenn alle Vorkommen vonWie bereits erwähnt, ist die Voraussetzung des Satzes in der Praxis so gut wie immer erfüllt. Wenn keine variablen Prädikate auftreten, dann kollabiert die Formel der punktweisen Zirkumskription zu einer Formel der ersten Stufe. Unter der Voraussetzung des letzten Satzes ergibt sich in diesem Fall also ein weiterer Fall, in dem die Zirkumskription innerhalb der ersten Stufe durchgeführt werden kann. Insbesondere fällt unsere Formelin
positiv sind, dann ist
äquivalent mit
.
Zusammen mit dem folgenden Resultat [Lif87] ergibt sich aus diesem Satz nun noch, daß die punktweise Zirkumskription mindestens ebenso stark ist wie die variable Prädikatszirkumskription.
IstIn der ersteren Formel tritt nämlichein neues Prädikat gleicher Stelligkeit wie
, dann ist
äquivalent mit
.
Praktische Anwendungen, insbesondere auf dem Gebiet der Planung, haben eine noch weitergehende Verallgemeinerung der punktweisen Zirkumskription als erforderlich erwiesen. Ohne auf die Details noch im einzelnen eingehen zu wollen, zeigen wir im folgenden die entsprechende Formel [Lif87].
Hierin steht wie bisher für einen Vektor
von
Prädikats- und (hier auch von) Funktionszeichen. Minimiert wird allerdings
nur über ein Prädikatszeichen, nämlich
, und zwar durch
punktweise Zirkumskription. Dabei können die übrigen Prädikate oder Funktionen wie
bisher variieren, nun aber in explizit vorgegebenen Bereichen, dh. Prädikaten
, die
nicht ihren gesamten Gültigkeitsbereich umfassen müssen. Die Stelligkeit
von
ist die Summe der Stelligkeiten von
und von
.
ist eine Abkürzung für
oder kürzer
Mit anderen Worten,
außerhalb des durch markierten Bereiches müssen die
Prädikate
und
übereinstimmen. Sind alle diese
Bereiche durch das konstante Prädikat true charakterisiert, dann geht
diese verallgemeinerte Formel in die der normalen punktweisen Zirkumskription
über, wie man leicht sehen kann.
Um wenigstens eine Idee von der Brauchbarkeit dieser zusätzlichen Möglichkeit zu geben, die Variationsbereiche einschränken zu können, denke man an Prädikate, unter deren Argumenten sich eines für die Zeit findet. Wie man an Beispielen leicht illustrieren kann, macht es nun durchaus einen Sinn, eine Minimierung mit Priorität für möglichst frühe (oder umgekehrt möglichst späte) Zeiten anzustreben. Genau solche argumentweisen Prioritäten, die nicht wie im vorangegangenen Unterabschnitt global die Prädikate als Ganzes betreffen, lassen sich mit diesen Bereichseinschränkungen ermöglichen.
Christoph Quix, Thomas List, René Soiron