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Nächste Seite: 1.2 Das Fernziel und Vorige Seite: 1 Einführung

1.1 Die Motivation für das Gebiet

Wissenschaft und Technik umfassen das Bemühen des Menschen, seine alltäglichen Probleme auf eine systematischere Weise zu meistern. Seit Menschengedenken erfolgte die Lösung dieser Probleme in einer Kombination manueller und geistiger Tätigkeit. Bis zur Mitte dieses Jahrhunderts ist es der Wissenschaft und Technik in zunehmendem Maße gelungen, den manuellen Anteil in einem erheblichen Ausmaß auf Maschinen zu übertragen, während der geistige Anteil voll beim Menschen verblieben ist, was in Abbildung 1.1 illustriert ist.


Abbildung 1.1: Einseitige Technisierung der physikalischen Fähigkeiten und ihre Überwindung

Diese Spaltung von vormals integriert eingesetzten Fähigkeiten ist eine der tieferen Ursachen für die grundsätzliche Problematik, der sich unsere Industriegesellschaft heute gegenüber sieht. Will man die technische Entwicklung als solche nicht zurückdrehen, so bleibt als einzige weitere Alternative die Möglichkeit, die Integration dadurch wieder herzustellen, daß auch der geistige Anteil in Maschinen gleichgewichtig integriert wird. Mit anderen Worten, der Schnitt muß anders gelegt werden, jedenfalls nicht an der Trennlinie zwischen physischer und geistiger Tätigkeit.

Technikkritiker attackieren mit Vorliebe Spitzenforschung und -technologie, wenn sie Wissenschaft und Technik insgesamt diskreditieren wollen. Durch derartiges Simplifizieren wird leicht das Kind mit dem Bade ausgeschüttet. Das Kind ist in diesem Fall eine intelligente Informationstechnologie, die die Möglichkeit bietet, eine plumpe, kraftstrotzende Technologie, die angereichert ist mit zerstörerischen Elementen, in eine sanftere und intelligentere Technologie zu verwandeln. Natürlich ist auch die Informationstechnologie nicht frei von zerstörerischen Elementen. Dies sollte uns aber nur dazu veranlassen, anstelle der bisher gezogenen Trennlinie eine Unterscheidung zu finden zwischen derjenigen Menge von automatisierbaren Tätigkeiten, deren Automatisierung uns vorteilhaft und wüschenswert erscheint, und allen anderen Tätigkeiten, insbesondere also solchen, deren Automatisierung unerwünscht oder gar schädlich ist.

Wissen und dessen Verarbeitung sind unbestritten ein wesentlicher Bestandteil des geistigen Anteils unseres Tuns. Es stellt sich also den Ingenieuren heute die Aufgabe, auch Wissen in Maschinen in irgendeiner Form mit einzubauen. Was ist Wissen? Wie läßt es sich materialisieren und damit einbaubar machen? Unter den verschiedenen Möglichkeiten der Materialisierbarkeit von Wissen, die inzwischen erarbeitet wurden, welche unter ihnen eignet sich in einer gegebenen Situation am besten? Mit Fragen dieser Art bewegen wir uns im Gebiet der Wissensrepräsentation.



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Christoph Quix, Thomas List, René Soiron
30. September 1996