Problematik des Informationsmanagments innerhalb von Supply Chains - "Bullwhip"-Effekt
In den 90er-Jahren untersuchten die Logistikverantwortlichen von Procter & Gamble (P&G) die Bestellmuster für eines ihrer bestverkauften Produkte: Pampers. Im Einzelhandel schwankten die Verkäufe zwar, allerdings nicht übermässig stark. Die um einiges grössere Variabilität der Bestellmengen der Zwischenhändler überraschten die P&G-Verantwortlichen jedoch. Als sie dann auch noch ihre eigenen Materialbestellungen zu ihren Zulieferern betrachteten, stellten sie fest, dass diese noch stärker schwankten. Im ersten Moment schienen diese Beobachtungen keinen Sinn zu geben. Die Konsumenten - in diesem Fall die Babys - benötigten die Windeln in einem gleichmässigen Rhythmus, die Variabilität der Bestellmengen wurde aber verstärkt, je weiter man in der Lieferkette (Supply Chain), in Richtung der Lieferanten, nach oben wandert (Abb. 2). Man spricht dabei vom so genannten "bullwhip"-Effekt (Peitschen-Effekt). In anderen Industrien spricht man vom "whiplash"- oder "whipsaw"-Effekt (Lee, Padmanabhan et al., 1997).

Zusammengefasst versteht man unter dem Bullwhip- oder
Peitscheneffekt, dass sich die Auftragsschwankungen in Wertschöpfungsketten verstärken,
je weiter man sich "stromaufwärts" in Richtung der Rohstoffe bewegt.

Aus Sicht der gesamten Supply Chain resultieren die Auftragsschwankungen in zu hohen oder zu niedrigen Lagerbestände, verspäteten oder unzureichenden Lieferungen. Die Auftragsschwankungen führen entlang der gesamten Supply Chain zur niedrigeren Effizienz und zu höheren Gesamtkosten. Ein wesentliches Problem von unternehmensübergreifenden, mehrstufigen Supply Chains ist, dass Informationen in jeder Stufe der Kette verzögert, verändert und teilweise auch falsch interpretiert werden (Gabriel, 2003, S. 26). Entscheidungen über Lagerbestände, Lieferungen und Bestellungen innerhalb der Supply Chain werden somit aufgrund unvollkommener oder falscher Annahmen und Informationen getroffen.