EPK und Informationssysteme
In der erweiterten EPK (eEPK) nach Scheer, wie es im ARIS-Modell definiert wird, werden zwei weitere Konstrukte eingebracht und zu den Funktionen in Bezug gesetzt:
- Organisationseinheiten bearbeiten Funktionen
- Informationsobjekte werden durch Funktionen manipuliert
Durch eEPK wird die Zusammenarbeit von Menschen und computerbasierten Informationssystemen im Zuge von Prozessen zum Ausdruck gebracht. Menschen als Handlungsträger werden über den Verweis auf die betreffenden Organisationseinheiten abgebildet. Dagegen wird in der Modellierung von eEPK das Informationssystem als solches nicht explizit sichtbar.
Grundsätzlich kann unterstellt werden, dass mit den referenzierten Informationsobjekten strukturierte Daten gemeint sind, die etwa in einem Datenbanksystem gehalten werden. Somit sind über die Informationsobjekte zumindest Bestandteile des Informationssystems aufgeführt.
Weiterhin kann angenommen werden, dass die einzelnen Funktionen der eEPK jeweils Anwendungsfunktionen innerhalb eines Software-Systems entsprechen. In diesem Fall würde die Prozesskette mit ihrer Verbindung zu den Informationsobjekten bestimmte Aspekte des technischen Informationssystems abbilden, die Verbindung zu den Organisationseinheiten die Interaktionsbeziehung Mensch-Maschine.
Abb. 20: Beispiel: AuftragsabwicklungEine derartige Interpretation von EPK als Bestandteil von Informationssystemen hat jedoch einige Nachteile:
- Es reduziert den gesamten betrachteten Geschäftsprozess auf die im Rahmen eines Informationssystems realisierten Komponenten. Diese können nicht ohne weiteres von manuell durchgeführten Arbeitsschritten abgegrenzt werden.
- Der Prozessablauf, der in EPK im Wesentlichen durch Ereignisse gesteuert wird, ist in konventionellen Informationssystemen nicht explizit festgelegt, sondern wird über die Interaktion mit den Benutzern realisiert. In diesem Fall sind zumindest die Ereignisse nicht originärer Bestandteil des Informationssystems.
Deshalb ist es unter Umständen angemessen, den Geschäftsprozess mit seinen Funktionen und Ereignissen als ein Abstraktum aufzufassen, das sich sowohl im Informationssystem als auch in der Organisation durch entsprechende Mechanismen niederschlagen muss.