Integration von ERP-Systemen

ERP-Systeme werden in bestehende Unternehmensstrukturen eingebettet und helfen, die Informationen, die im Unternehmen anfallen, zugänglich zu machen und über Funktionen und Abteilungen zu integrieren. Hierbei wird zwischen vertikaler und horizontaler Integration unterschieden vgl. (Scheer 1995).

Die horizontale Integration hat zum Ziel, Informationen zwischen funktionalen Bereichen im Unternehmen zusammenzuführen und für verschiedene Abteilungen verfügbar zu machen (Produktion, Technik, Beschaffung, Vertrieb und Personal).

Bei der vertikalen Integration wird die Fähigkeit zur Zusammenführung und Vernetzung von Informationen innerhalb des ERP-Systems betrachtet. Hierbei werden Daten in unterschiedlichen Aggregationsstufen und für verschiedene Zugriffsrechte zur Verfügung gestellt. Auf unterster Ebene stehen hierbei die mengenorientierten, operativen Systeme. Darüber sind die wertorientierten Systeme angesiedelt. Die hier erzeugten Informationen werden in Berichts- und Kontrollsystemen verdichtet. Um eine Auskunft über die Leistung des Unternehmens zu erhalten, fliessen die Informationen in Analysesysteme ein. Für die strategische Steuerung stellt das System dem Management Planungs- und Entscheidungssystemen zur Verfügung (siehe Abbildung 7).

Abb. 7: Vertikale und horizontale Integration von Informationen (Scheer 1995)Abb. 7: Vertikale und horizontale Integration von Informationen (Scheer 1995)

Häufig läuft das Analyse- und Berichtswesen nicht direkt auf den operativen Datenbeständen. Für die Aggregation und zur Gewährleistung eines termSingle-Point-of-Truth werden zunehmend Data-Warehouse-Systeme (oder Business-Warehouse-Systeme) eingesetzt. Die Softwaretools, die Funktionen des strategischen Managements unterstützen, werden auch als termBusiness-Intelligence-Systeme bezeichnet. Die Datenbank des ERP-Systems dient für diese Tools als Informationslieferant.

Die klassische Stärke von ERP-Systemen liegt in der Unterstützung integrierter, horizontaler Funktionen. Längst verfügen noch nicht alle ERP-Systeme über den vollen Funktionsumfang der aufgeführten vertikalen Funktionalitäten. Hier existiert ein Markt für Zusatzsoftware (Business Intelligence Software), die auf ERP-Systemen aufbaut und die darin enthaltenen Informationen in eine für das Management nutzbare Form transformiert (z.B. Siebel).

In einer Sichtweise, die über die Unternehmensgrenzen hinweg reicht, bedeutet Integration von ERP-Systemen das Schaffen von Schnittstellen zum einen zur „Buy-Side“ (Beschaffungsseite) und zum anderen zur „Sell-Side“ (Verkaufsseite) des Unternehmens. Für beide „Seiten“ des Unternehmens gilt, dass eine Unterstützung eines durchgängigen termSupply Chain Management (SCM) Anknüpfungspunkte an das ERP-System sowohl zur Buy- als auch zur Sell-Side benötigt. Reine Unterstützungen für die Buy-Side bestehen in ERP-Systemeingängen für E-Procurement-Lösungen (elektronische Beschaffung) und Anwendungen für termSupplier Relationship Management (SRM).

Auf der Verkaufsseite (Sell-Side) unterstützen Schnittstellen zu termCustomer-Relationship-Management-Systemen (CRM-Systemen) die unternehmensübergreifende Integration von ERP-Systemen.

Abbildung 8 zeigt die Aufgabenverteilung betrieblicher termInformationssysteme.

Abb. 8: Aufgabenverteilung betrieblicher Informationssysteme (Gronau 2004, S. 10)Abb. 8: Aufgabenverteilung betrieblicher Informationssysteme (Gronau 2004, S. 10)

Tabelle 1 zeigt eine Auswahl unterschiedlicher ERP- und E-Business-Module, die unternehmensintern und unternehmensextern zum Einsatz kommen können.

ERP-Basismodule (unternehmensintern) E-Business-Module (unternehmensübergreifend)
Finanzwirtschaft (Debitoren, Kreditoren, FiBu, KoRe, AnBu) E-Procurement (Beschaffung)
Warenwirtschaft (Logistik und Lagerhaltung) E-Organization (Collaboration, Projektmanagement, Leistungserfassung und -verrechnung)
Einkauf E-Commerce (E-Shop)
Vertrieb und Auftragsabwicklung Marketing und Customer Relationship Management (CRM)
Service und Dienstleistungen (Leistungs- und Projektabrechnung) Supply Chain Management (SCM)
Produktionsplanung und –steuerung Mobile termApplikationen (z.B. mobiler Zugriff auf Produktkataloge, Kundendaten; mobile Auftragserfassung)
Betriebsdatenerfassung Content Management (CM)
Personalwirtschaft (Lohnbuchhaltung, Human Resource Management) Branchensoftware (branchenspezifische Module, z. B. Preiskalkulation mit vorgegebenen Branchentarifen)
Controlling, Führungsinformationssystem

Tabelle 1: Typische Funktionsmodule von ERP-Systemen