7.2. Geschichte
Der Beginn der Endlichen-Automaten-Morphologie (EAM)
Die «Gründerväter» mit den Ks
- 1981 traffen sich Kimmo Koskenniemi, Lauri Karttunen, Martin Kay und Ronald M.
Kaplan an einer Konferenz in Austin und entdeckten ihr gegenseitiges Interesse an
morphologischer Analyse.
- Kay und Kaplan hatten 1980 die Erkenntnisse von Johnson erneut entdeckt.
- 1983 publizierte Koskenniemi seine Dissertation «Two-level morphology: A general
computational model for word-form recognition and production», welche die 3 wesentlichen
Konzepte der EAM enthielt:
- Sprachunabhängigkeit, ein formalisiertes Modell, Bidirektionalität (Generierung und
Analyse)
- Keine sprachspezifischen Ad-Hoc-Cut-and-Paste-Programme!
Compiler für EA-Morphologie
Von der Handkompilation zu automatischen Kompilation
- Das System von Koskenniemi verwendete handgeschriebene Transduktoren, welche parallel
arbeiteten und deren Erstellung äusserst mühsam und anspruchsvoll war. Viele weitere
Implementationen von Zwei-Ebenen-Morphologie-Systemen folgten.
- 1985 entwickelten Koskenniemi und Karttunen einen Kompiler in LISP, der die
Zwei-Ebenen-Regeln automatisch in Transduktoren übersetzte (unter Benutzung von
EA-Implementationen von Kaplan).
- 1991
entstand der TWOLC-Kompiler (in C), mit dessen Hilfe industrielle Morphologiesysteme
für zahlreiche Sprachen entstanden (Xerox).
- Ab 1995 stand mit dem Replace-Operator eine direkte Umsetzung der sequentiellen
Ersetzung zur Verfügung.
Einfluss der EA-Morphologie in der Linguistik
- Im Prinzip existiert eine starke Verbindung zum SPE-Modell.
- Aber: Zwei-Ebenen-Morphologie erlaubte oberflächlich betrachtet nicht die Mächtigkeit
der Sequentialität, was lange nicht geschätzt wurde.
- Der Aufstieg der Optimalitätstheorie (OT) in den 90-ern in der theoretischen Morphologie
ging einher mit einer Abwertung des SPE-Modells (insbesondere der Sequentialität).
- Die OT selbst hat viele Berührungspunkte mit EA-Techniken und kann teilweise
implementiert werden mit EA-Werkzeugen.
- Zu diesem Zeitpunkt wurde in der CL mit dem Ersetzungsoperator das sequentielle Modell
paradoxerweise wieder attraktiv.