7.1. Vorgeschichte
Regelbasierte generative Phonologie (Chomsky und Halle)
Der «Sound-Pattern-Of-English»-Ansatz (SPE) von 1968
- [CHOMSKY und HALLE 1968] formalisierten die traditionelle Phonologie als geordnete Folge von
Ersetzungsregeln
(rewrite rules).
- Die abstrakte phonologische Form wurde dabei via Zwischenrepräsentation in die
Oberflächenform überführt (Generierungsperspektive).
- Die Ersetzungsregeln der Form α → β∕γ _ δ lesen sich als «Ersetze α durch β im Kontext von
γ und δ».
- Die Kontexte können Zeichenketten oder Merkmalwertstrukturen sein.
- Solche Regeln sehen aus wie kontext-sensitive Grammatikregeln, welche mächtiger sind als
Grammatikregeln für kontextfreie oder reguläre Sprachen.
Regelbasierte Phonologie: Auslautverhärtung
Definition 7.1.1. Auslautverhärtung
ist das Stimmloswerden stimmhafter Obstruenten im Silbenauslaut, d.h. insbesondere auch am
Wortende. Im Deutschen sind beispielsweise die Plosive /b d g/ betroffen.
Beispiel 7.1.2 (Auslautverhärtung im Deutschen).
- ’b’ wird als ’p’ ausgesprochen in «Dieb» oder «Diebstahl».
- ’b’ wird stimmhaft ausgesprochen in «Diebe» oder «Diebestour».
- Produktive phonologische Regel: b → p∕ _ #
- # steht hier für Silbengrenze.
Douglas C. Johnsons unbeachtete Erkenntnis
Die Verwendung der phonologischen Ersetzungsregeln
- 1972 zeigte [JOHNSON 1972] in seiner Dissertation «Formal Aspects of Phonological
Description», dass die Phonologen mit den Ersetzungsregeln typischerweise gar keine
echten kontext-sensitiven Sprachbeschreibungen machen.
- Phonologen haben β in α → β∕γ _ δ gar nie rekursiv ersetzt durch dieselbe Regel. D.H.
nach der Ersetzung von α zu β in γαδ zu γβδ wurde damit höchstens noch in γ oder δ
ersetzt.
- Diese Beschränkung erlaubt die Modellierung von phonologischen Ersetzungsregeln mittels
regulärer Relationen, d.h. ET.
- Johnson kannte die mathematischen Ergebnisse von [SCHüTZENBERGER 1961], dass sich
sequentielle Anwendung von Transduktoren durch einen komponierten Transduktoren
ausdrücken lassen.