Prozessstandards

Eine ausgereifte Business-to-Business-Integrationstechnologie muss einiges mehr leisten können als nur die Transformation von Daten in verschiedene Austauschformate und deren Vermittlung an den jeweiligen Adressaten. Durch den verbesserten Informationsfluss können integrierte Geschäftsprozesse geschaffen und kollaborative Praktiken des SCM verwirklicht werden (Schubert, Wölfle et al. ,2004, S. 113).

Eine der wesentlichen Voraussetzungen für eine prozessorientierte Organisationsgestaltung ist das gemeinsame Verständnis des Prozesses. Alle Prozessbeteiligten müssen eine gemeinsame Beschreibungssprache für die Prozesse verwenden. Ein derartiges Instrumentarium stellt (als ein Beispiel unter verschiedenen) das Supply-Chain-Operations-Reference-Modell (SCOR-Modell) dar.

Das SCOR-Modell ist das Ergebnis einer branchenübergreifenden Initiative und erlaubt als Referenzmodell die modellhafte Darstellung, die Leistungsmessung, den Leistungsvergleich und das Reengineering von Supply-Chain-Prozessen. Das SCOR-Modell will die Kommunikation über Supply-Chain-Strukturen und Supply-Chain-Prozesse zwischen den beteiligten Unternehmen erleichtern, indem es einen allgemeinen begrifflichen und konzeptionellen Bezugsrahmen schafft. Das SCOR-Modell basiert auf den fünf wesentlichen Supply-Chain-Management-Prozessen:

  1. Planung (plan): Nachfrage und Angebot sollen in Einklang gebracht werden.
  2. Beschaffung (source): Produkte und Dienstleistungen zur Verfügung stellen.
  3. Herstellung (make): Produkte produzieren, die an Kunden geliefert werden können.
  4. Lieferung (deliver): Produkte oder Dienstleistungen an Kunden liefern inkl. Lager-, Auftrags- und Transportmanagement.
  5. Rücklieferung (return): Die Rücksendung fehlerhafter Produkte annehmen und die Rücksendung von Rohstoffen (an den Lieferanten) in die Wege leiten.

(Quelle: www.supply-chain.org)

Abb. 7: SCOR-Modell (www.supply-chain.org)Abb. 7: SCOR-Modell (www.supply-chain.org)

Ein weiteres Beispiel ist RosettaNet, ein Konsortium aus Unternehmen der IT-, Elektronik- und Halbleiterindustrie, die gemeinsam E-Business-Prozessstandards entwickelt und implementiert haben. Bei RosettaNet werden alle relevanten Aspekte des Prozessmodells auch als maschinenlesbare Dokumente definiert (Alt & Österle, 2004, Anhang B). RosettaNet beinhaltet demnach sowohl die Prozesse als auch die Datenstandards in Form eines XML-Standards.

Andere Beispiele sind die von SAP entwickelten "Collaborative Business Maps" oder CFPR (Collaborative Planning, Forecasting and Replenishment). Sie alle bieten detaillierte Architekturen von Kooperationsprozessen, die als Vorlage benutzt werden können (Senger, 2004, S. 34).