Beispiele für erfolgreiches Supply-Chain-Management

SIG Combibloc
Im Folgenden sollen die beschriebenen Theorien anhand eines konkreten Beispiels illustriert werden (Quelle der Fallstudie: Senger, 2004, S. 220 - 230). Eine ausführlichere Version der Fallstudie ist online verfügbar unter: http://verdi.unisg.ch/org/iwi/iwi_pub.nsf/wwwPublAuthorGer/9BE3CBBA123CB233C1256ED300794E95
Die SIG ist ein Anbieter von Verpackungslösungen, deren Division SIG Combibloc sich auf die Herstellung von Getränkekartons spezialisiert hat. Einer der Kunden von SIG Combibloc ist Coca Cola Beverages in Wien. Coca Cola bestellte wöchentlich gebündelt per Telefon die jeweils benötigten Verpackungsbestandteile. Diese Bestellungen wurden dann von SIG Combibloc in Teilaufträge aufgeteilt. Jede beteiligte Gesellschaft verfügte über ein eigenes Informationssystem. Diese Informationssysteme waren allerdings nicht durchgängig integriert. Dies führte zu diversen Problemen, u. a. entstanden durch die Medienbrüche Schreib- und Liegezeiten und Maschinen hatten Leerstandszeiten. Dazu kamen weitere Schwierigkeiten in der Bedarfsplanung.
Aufgrund des wachsenden Leidensdrucks durch die gegebene Situation wurde das Projekt e-SIG ins Leben gerufen, das eine Verbesserung der Planung und einer Reduktion der Durchlaufzeiten im Bestellprozess schaffen sollte. Gleichzeitig sollten manuelle Arbeitsschritte reduziert werden. Ausgehend von der Produktionsplanung bei Coca Cola Beverages wurde die Lieferkette sichtbar gemacht. Coca Cola übermittelte keine Bestellungen mehr, sondern stattdessen den aktuellen Lagerbestand, Angaben über die Produktionsplanung für die nächsten sechs Wochen und eine erste Abschätzung der Produktion für die nächsten 52 Wochen. Die IT-Systeme der beiden Unternehmen wurden miteinander gekoppelt, was einen Austausch mithilfe von XML-Dateien ermöglicht. Die Reorganisation des beschriebenen Bestellprozesses wurde bei SIG Combibloc als Pilotprojekt durchgeführt. Dadurch konnten unter anderem die Lagerbestände bei Coca Cola um 50% reduziert werden.

Dell
Dass innovatives Supply-Chain-Management nicht nur Prozesse optimiert, sondern ganz neue Geschäftsmodelle erlaubt, beweist das Beispiel von Dell. Über die Dell-Webseite können Kunden ihre Bestellung inklusive der Konfigurationswünsche eingeben. Diese Daten werden automatisch in das Warenwirtschafts- und Produktionssteuerungssystem von Dell übernommen. Gleichzeitig wird dem Vorlieferanten ein Auftrag erteilt. Durch dieses hohe Mass an Optimierung kann Dell nach Kundenwünschen konfigurierte PCs innerhalb einer Woche an den Kunden ausliefern. Zudem hat Dell mit den Lieferanten längere Zahlungsziele vereinbart, wird aber direkt bei der Versendung der Ware vom Kunden bezahlt. Dies erlaubt es Dell, praktisch ohne eigenes Kapital auszukommen. Auch können die Lagerbestände extrem klein gehalten werden, so dass sich das Problem der extrem kurzen Innovationszyklen in der Computerindustrie und damit die schnell fallenden Komponentenpreise so gut wie gar nicht auf Dell auswirken (Corsten & Gabriel, 2002, S. 295). Durch die Einbindung der Lieferanten in diesem extremen Masse ist es Dell gelungen, ein Just-in-Time-System, basierend auf einem Pull-Prinzip, aufzubauen, wie es früher niemals möglich gewesen wäre.