Standardisierung
Beim zwischenbetrieblichen Datenaustausch zwischen zwei Applikationssystemen ist vor allem die Übereinstimmung der Schnittstellen nicht ohne weiteres gegeben. In diesem Fall muss mindestens bei einem der beiden Applikationssysteme entweder die Schnittstelle angepasst oder eine Transformationskomponente eingeschaltet werden, welche das eigentliche Export- oder Importformat in ein für das gegenüberliegende System kompatibles Format umwandelt.
Eine Datentransformation kann auf der Seite des Senders oder auf der Seite des Empfängers geschehen.
Abb. 16.1: Datenaustausch mittels Transformationskomponente auf Senderseite (Zum Abspielen der Animation klicken Sie bitte auf den Start-Button) Abb. 16.2: Datenaustausch mittels Transformationskomponente auf Empfängerseite (Zum Abspielen der Animation klicken Sie bitte auf den Start-Button)Solche einseitigen Anpassungen erweisen sich bei komplexeren Beziehungsnetzen häufig als zu umständlich. Dann muss nämlich jeder Kommunikationskanal spezifisch auf die Bedürfnisse der jeweiligen Geschäftspartner abgestellt werden. Dies kann dazu führen, dass ein Geschäftspartner für unterschiedliche Geschäftspartner verschiedene Austauschformate bedienen muss. Um dies zu verhindern, bietet sich eine Standardisierung an.
Standardisierung dient dem Ziel, allgemein akzeptierte und öffentlich zugängliche Regeln aufzustellen, die es ermöglichen, verschiedenartige Systeme im Verbund einzusetzen. Im Falle des elektronischen Geschäftsverkehrs geht es dabei darum, die Struktur und die Inhalte der zwischen den Applikationen auszutauschenden Nachrichten möglichst allgemeingültig festzulegen
Jede an einem Netzwerk beteiligte Applikation muss in der Lage sein, Nachrichten in dem standardisierten Format zu erzeugen und Nachrichten aus dem standardisierten Format zu übernehmen. Sofern die Export- bzw. Import- Schnittstelle nicht mit dem Standard kompatibel ist, braucht es dafür einen speziellen Konverter, der zwischen der Applikationsschnittstelle und dem Standard übersetzt.
Der Vorteil eines solchen Standards wird durch untenstehende Graphik illustriert. Hat eine Unternehmung mehrere Geschäftspartner, mit denen es auf elektronischem Wege Geschäftsdokumente austauschen will, so braucht es unabhängig von der Zahl der beteiligten Partner mit dem Standard nur eine Schnittstelle aufbauen, die in den Standard bzw. von dem Standard übersetzt. Dadurch kann sich der Integrationsaufwand vermindern und zudem steigt die Flexibilität bezüglich des Aufbaus neuer (elektronischer) Geschäftsbeziehungen.
Abb. 17: Datenaustausch über Standard (Zum Abspielen der Animation klicken Sie bitte auf den Start-Button)Obwohl mit der Standardisierung hinsichtlich der Implementierung offener Netzwerke offensichtliche Vorteile verbunden sind, ist die Durchsetzung von Standards nicht ohne Probleme. Hier seien vor allem drei Problembereiche angesprochen:
- Die Etablierung von Standards, die von allen angenommen und eingehalten werden, ist nicht immer einfach. Oft behindern verschiedene Interessen und Anforderungen ein gemeinsames Vorgehen.
- Allgemeingültige Standards werden tendenziell sehr komplex, weil sie unterschiedliche Bedürfnisse und Anforderungen abdecken müssen. Diese Komplexität erhöht wiederum den Implementationsaufwand für Konversionsprogramme und deren Verbindung mit der Applikationsschnittstelle. Dieser hohe Aufwand ist umso misslicher, wenn in einer bestimmten Anwendungssituation nur ein kleiner Teilbereich des Standards benötigt wird.
- Aufgrund der divergierenden Ansprüche von unterschiedlichen Seiten kann es durchaus vorkommen, dass ein Standard spezifische Anforderungen an einen Datenaustausch nicht oder nur unvollkommen unterstützt. In diesem Fall sind spezifische Anpassungen erforderlich, welche jedoch die Rolle des Standards als einheitliches Vermittlungsinstrument in Frage stellen.