Wir betrachten zunächst die Koordination beschränkt auf zwei Elemente. Beispielsätze:
[Jack] and [Jill] went up the hill. He is [tall] and [handsome]. [It is raining] and [I am fed up].
Konjunktionen werden in GPSG nicht besonders ausgezeichnet, sondern nur als Wert des Subcat-Merkmals angegeben. Damit ist [Subcat and] die Kategorie für and. Beispielstruktur:
Beachte: Das Merkmal Conj wird benutzt, um anzudeuten, wann eine N2 eine Konjunktion enthält. Die Sequenz and a pen wird auch als N2 angesehen.
Ausgehend von dem Grundsatz, dass nur Konstituenten des gleichen Typs koordiniert werden können, benötigen wir die folgenden ID-Regeln:
N2 --> N2, N2[Conj y] A2 --> A2, A2[Conj y] P2 --> P2, P2[Conj y]
Da die koordinierten Konstituenten nicht nur vom gleichen Typ sein müssen, sondern auch in anderen Head-Merkmalen übereinstimmen müssen, muss das Head-Feature Prinzip erweitert werden.
(Vorläufig:) Mutterknoten und alle Headtöchter müssen in allen Head-Merkmalen übereinstimmen, ausser wenn die Merkmale mit explizitem Wert vorgegeben sind.
Da ausserdem die ID-Regeln sehr gleichförmig aufgebaut sind, wird in GPSG folgendes Regelschema formuliert: (X ist darin eine Variable über eine beliebige Kategorie)
X --> H, H[Conj y] X[Conj y] --> [Subcat y], H
Die folgende FSD beschreibt, dass das Merkmal Conj nur dort auftritt, wo es explizit gesetzt wird.
FSD: ~[Conj]
Der Grundsatz von der Koordination von Konstituenten gleichen Typs wird jedoch manchmal durchbrochen: (Die Konjunkte unterscheiden sich bzgl. der Merkmale Plu(ral), Per(son) bzw. Past (tense).)
I bought [an apple] and [some pears]. They seem to like [you] and [me]. He [lived in Manchester once] and [now lives in Salford].
In anderen Fällen können die koordinierten Konstituenten auch unterschiedlichen Typs sein:
He is [angry] and [an idiot]. He works [quickly] and [in a very intensive manner].
GPSG löst dieses Problem, indem gefordert wird, dass die Merkmale am Mutterknoten gleich der Schnittmenge der Merkmale der Headtöchter sein muss.
Damit ergibt sich folgende endgültige Version des HFP:
- Die Head-Merkmale an jedem Head sind eine Extension der Schnittmenge, die gebildet wird aus dem Mutterknoten und den freien Merkmalen dieses Heads.
- Die Head-Merkmale beim Mutterknoten sind eine Extension der Head-Merkmale, die durch Schnittmengenbildung der freien Merkmale der Headtöchter zusammenkommen, mit den freien Merkmalen des Mutterknotens.
Merkmale sind dann frei, wenn sie nicht durch die FCR oder ein anderes Prinzip ausgeschlossen werden.
Neben der einfachen Koordination gibt es auch Koordinationen, die einem binären Schema folgen:
both London and Paris either Lasagne or Pizza wealthy but unhappy * both John or Mary * or John but Mary
Diese Beispiele zeigen, dass eine Abhängigkeit besteht zwischen der ersten und zweiten Konjunktion:
Wir benötigen also folgende ID-Regeln:
X[Conj Nil] --> H X[Conj y] --> [Subcat y], H mit y aus {and, both, but, either, neither, or}
sowie das Regel-Schema:
X --> H[Conj y0], H[Conj y1] mit y aus {<both, and>, <either, or>, <Nil, but>}
Damit kann folgende Struktur beschrieben werden:
Neben der binären Koordination gibt es eine iterierende Koordination. Es handelt sich dabei um eine Reihung von Konjunkten, die beliebig lang sein kann.
apples and bananas and peaches apples, bananas and peaches laughed, cried or kept silent
GPSG geht dabei von einer flachen Struktur der Sätze aus. D.h. alle Konjunkte sind Tochterknoten des selben Mutterknotens. Auch das wird über ein Regelschema erreicht:
X --> H[Conj y0], H[Conj y1]+ mit y aus {<and, Nil>, <Nil, and>, <neither, nor>, <or, Nil>, <Nil, or>}
Dieses Schema steht für viele ID-Regeln, wobei das + Symbol in der Bedeutung `einmal oder mehrmals' zu lesen ist.
Die Reihenfolge zwischen den Konjunkten und Konjunktionen wird festgelegt über die LP-Regeln:
[Subcat] < ~[Subcat] [Conj X0] < [Conj X1] mit X0 aus {both, either, neither, Nil} und X1 aus {and, but, nor, or}
Unter Unbeschränkte Abhängigkeiten hatten wir die sog. Wh-Bewegungen kennengelernt. Bei der Koordination von Konstituenten, die eine Lücke aufweisen, zeigen sich folgende Phänomene:
* Which food do you [drink beer] and [eat _]? Which food do you [drink _] and [eat _]? * Which teacher do students [listen to _] and [learn from Mr Hess]? Which teacher do students [listen to _] and [learn from _]?
Die Sequenz drink beer ist eine VP, während eat _ eine VP/N2 ist. Durch das HFP wird der Wert des Slash-Merkmals auf die Mutter vererbt. Da Slash sowohl Head- als auch Foot-Merkmal ist, müssen alle Konjunkte in einer Koordination identische Slash-Werte haben.
Die elegante Behandlung der Koordination gilt als eine der Stärken von GPSG. Jedoch bleiben weiterhin einige Probleme offen:
Werden zwei NPs im Singular z.B. mit and koordiniert, so ist die resultierende NP im Plural. Da jedoch Plu ein Head-Merkmal ist, unterliegt es dem HFP und wird auf den Mutterknoten kopiert.
Oft werden Teile einer koordinierten Konstituente weggelassen. Sie können nur dann sinnvoll analysiert werden, wenn das elliptische Konjunkt positionsweise mit dem vollständigen Konjunkt verglichen wird.
John prefers beer, and Mark wine.
Die Adjektiv-Nomen Koordination tritt in Attributfunktion auf. Es ist unklar, ob sie ein syntaktisches oder eher ein morphologisches Problem darstellt.
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Die grundlegende Erkenntnis in GPSG bzgl. Koordination: Wenn eine ID-Regel eine Kategorie K einführt, dann ist jedes Konjunkt von K eine Obermenge von K.