A Special Interest Group of the Swiss Informaticians Society (SI)


Verteilte objektorientierte Systeme

Tutorial der Fachgruppe Software Engineering und der Fachgruppe CHOOSE der Schweizer Informatiker Gesellschaft

Sponsor: UBILAB, Schweizerische Bankgesellschaft

Universität Zürich-Irchel
21. September 1995, 9:00 - 17:00


Überblick

Verteilte objektorientierte Systeme finden heute eine grosse Beachtung. Sie versprechen, durch moderne Ansätze die Entwicklung von Software entscheidend zu verbessern. Insbesondere wird erwartet, dass sie im Client/Server-Umfeld dem Aufbau verteilter Systeme zum Durchbruch verhelfen. Dieses Tutorial vermittelt den heutigen Stand dieser Technologie, es soll dazu beitragen, Wissenslücken zu schliessen und den Erfahrungsaustausch zu fördern. Es wendet sich an Software-Entwickler und Manager, die an der Anwendung objektorientierter Programmierung im Bereich verteilter Systeme interessiert sind.
Das Tutorial ist so angelegt, dass Grundlagen der Technologie verteilter objektorientierter Systeme vermittelt und bestehende Ansätze aus der Praxis vorgestellt werden. Als besonderer Schwerpunkt wird Verteiltes Transaktionsmanagement behandelt. Ausserdem besteht die Möglichkeit, sich an der Diskussion zu beteiligen, welche das Tutorial abschliesst.


Programm

9.00 Verteilte Objektorientierte Systeme - Einführung
Dr. Reinhold Plösch und Dr. Rainer Weinreich, Universität Linz

Das Tutorial beginnt mit einer Einführung in die Grundlagen verteilter Systeme (Terminologie, Charakteristika, Überblick über wichtige Aspekte, wie ISO/OSI, Internet, DNS, RPC, Autorisierung, Authentisierung, NFS, AFS, etc). Im zweiten Teil des Tutorials werden die Verteilungsansätze der Open Software Foundation (OSF/DCE) und der Object Management Group (OMG/CORBA) sowie Beispiele für CORBA-Implementierungen (z.B. ORBline, DSOM, Sun's DOE) vorgestellt. Darüberhinaus wird ein kurzer Überblick und eine Einschätzung darauf aufbauender (verteilter) Objektmodelle (OpenDoc, OLE/COM) gegeben.

 

14:00 Transaktionsverarbeitung in verteilten Systemen
Norbert Hoffmann, Schweizerische Bankgesellschaft

Verteilte Service-orientierte Anwendungsarchitekturen werden heute bereits erfolgreich zur Realisierung von Decision-Support Anwendungen eingesetzt. Viele Unternehmen möchten nun auch "mission-critical" Anwendungen, die für den Geschäftsablauf relevante Daten nicht nur auswerten sondern auch verändern, auf verteilten Systemen realisieren. Die Integrität der bearbeiteten Daten muss in diesen Systemen sichergestellt werden. Es zeigt sich, dass die von den heutigen Datenbanken angebotenen Transaktionskonzepte für die Realisierung einer konsequenten verteilten Service-orientierten Architektur nicht ausreichen. Der Vortrag zeigt die Anforderungen an ein Business-Object-übergreifendes Transaktionskonzept in einem solchen Umfeld auf. An Hand des Distributed Transaction Processing" (DTP)- Modell von X/OPEN wird ein Konzept für verteilte Transaktionssysteme vorgestellt. Der Vortrag gibt einen Überblick über die von X/OPEN spezifierten Standards und zeigt, wie mit heute verfügbaren Komponenten, basierend auf diesen Standards, verteilte Transaktionssysteme realisiert werden können.

 

14:40 Eine Service-Architektur für verteilte Anwendungen
Roland Stähelin, Schweizerische Bankgesellschaft

Der Begriff Service-Architektur steht in der SBG für die Absicht, neue Informationssysteme als lose gekoppelte, verteilte Anwendungen auf einer offenen, heterogenen Systemplattform zu realisieren. Der Vortrag zeigt, was die SBG unter der Service-Architektur versteht bzw. welche grundlegenden Konzepte darin enthalten sind und wie die bestehenden Anwendungen (Legacy System) in die Service-Architektur eingebettet werden. Der Haupteil des Vortrages bildet aber die für eine Service-Architektur benötigte Middleware. Es werden aus der Sicht einer Bank die Anforderungen an eine Middleware formuliert und verfügbare Produkte entsprechend beurteilt. Insbesondere wird aufgezeigt, welche Strategie die SBG bei der Einführung einer solchen Middleware verfolgt und wie weit Sie in der Realisierung fortgeschritten ist.

 

15:40 CORBA Transaktionen: Der Object Transaction Service
Dr. Stephan Murer, Schweizerische Kreditanstalt

Am Beispiel der neuen, Business-Server-orientierten Applikationsarchitektur wird gezeigt, dass die heutigen CORBA-Implementationen vielversprechend, aber nicht hinreichend für den Bau von typischen Bankapplikationen sind. Die wesentlichsten Lücken sind dabei die Sicherheit und die Datenintegrität (Transaktionelle Semantik). Die OMG hat dieses Problem erkannt und hat zu diesem Zweck den Object Transaction Service (OTS) definiert. Im Hauptteil des Vortrages wird der OTS näher erklärt und kommentiert. Eine kurze Marktanalyse, mit dem Ziel, die Frage, wann von wem was erhältlich sein wird, zu beantworten, schliesst den Vortrag ab.

 

16:20 Panel mit den Referenten und Fragen aus dem Publikum
Leitung: Dr. Hans-Peter Hoidn, Schweizerische Bankgesellschaft

 

17:00 Tagungsende


Referenten

Dr. Reinhold Plösch und Dr. Rainer Weinreich sind Oberassistenten am Institut für Wirtschaftsinformatik der Universität Linz und Mitarbeiter des Christian Doppler Labors für Software Engineering. Sie sind Mitglieder des ProcessTalk-Teams, das aufbauend auf ET++ ein Application Framework für verteilte Prozeszsteuerungssysteme implementiert hat und dieses Framework für die Realisierung der Prozesssteuerungssoftware für einen Pfannenofen verwendet hat.

Dr. Plösch promovierte mit einer Arbeit über das Prototyping verteilter Prozeszsteuerungssysteme an der Johannes Kepler Universität in Linz. Seine derzeitigen Forschungsschwerpunkte sind verteilte objektorientierte Systeme und Requirements Engineering.

Dr. Weinreich promovierte mit einer Arbeit über Konzepte und Techniken für die objektorientierte Programmierung (unter besonderer Berücksichtigung verteilter Systeme) an der Johannes Kepler Universität in Linz. Seine derzeitigen Forschungsschwerpunkte sind verteilte objektorientierte Systeme, Entwurf objektorientierter Systeme, Application Frameworks, Werkzeuge für das Software Engineering.

Norbert Hoffmann leitet die Sektion Software Enginnering in der Schweizerischen Bankgesellschaft in Zürich. In den letzten Jahren arbeitete er in verschiedenen Projekten in der Realisierung von verteilten Transaktionssystemen. Herr Hoffmann diplomierte in Informatik an der TH Darmstadt.

Roland Stähelin leitet das Team Distributed Service Architecture der Sektion Software Engineering in der Schweizerischen Bankgesellschaft. Seine Hauptaufgabe ist die Beratung der Projekte bei der Realisierung von verteilten Systemen. Herr Stähelin diplomierte in Informatik an der HTL Brugg-Windisch.

Dr. Stephan Murer arbeitet in der internen Beratungsabteilung der Schweizerischen Kreditanstalt in Zürich. Seine Arbeitsschwerpunkte liegen im Bereich Smalltalk (Smalltalk auf MVS und verteiltes Smalltalk) und Systemsoftware für heterogene, verteilte Systeme (CORBA). Bevor er zur Kreditanstalt kam, arbeitete Dr. Murer am International Computer Science Institute in Berkeley und an der ETH Zürich, wo er auch promovierte.


Tagungsgebühren: SI-Mitglieder: Fr. 200.- / Nichtmitglieder: Fr. 300.- / Studierende: Fr. 20.-.

Anmeldungen nimmt das Sekretariat der SI, Schwandenholzstrasse 286, 8046 Zürich, Tel. 01 371 73 42, Fax 01 371 23 00, E-mail: si@ifi.unizh.ch, entgegen.


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