Individualsoftware und Standardsoftware
Beim Entscheid über den Einsatz einer betriebswirtschaftlichen Software stehen einem Unternehmen grundsätzlich zwei Alternativen zur Verfügung:
Zum einen kann ein Unternehmen Software speziell für die eigenen Bedürfnisse programmieren lassen. Diese Auftragsarbeit liefert als Ergebnis eine Individualsoftware, die alle gewünschten Prozesse des Unternehmens abbildet.
Ein Vorteil von Individualsoftware besteht darin, dass das hier implementierte Wissen über Unternehmensprozesse nicht einfach von Konkurrenzunternehmen kopiert werden kann. Das Know-how über einzigartige Prozesse, die dieses Unternehmen gegenüber anderen auszeichnen, ist damit in der Software implementiert und nicht für Dritte zugänglich.
Als Nachteile sind aufzuführen, dass die Erstellung von Individualsoftware jedoch mit hohen Entwicklungskosten und permanentem Pflegeaufwand verbunden ist, um die Software den sich ändernden Bedingungen anpassen zu können. Die Bedienung des Systems ist nur von speziell für das System geschultem Personal durchzuführen, da keine oder meist wenige standardisierte Programmelemente verwendet werden und die Mitarbeitenden nicht in Vorgängerunternehmen mit der Software gearbeitet haben. Im technischen Bereich entsteht oft eine spezielle Abhängigkeit von den Mitarbeitenden, die in die Entwicklung des Systems einbezogen waren.
Individualsoftware kann innerhalb eines Unternehmens einen unterschiedlichen Umfang an horizontaler Integration aufweisen. So können entweder bestimmte Funktionen und Prozesse innerhalb eines funktionalen Teils des Unternehmens unterstützt werden oder die Software deckt ganze Abteilungen und in Einzelfällen das gesamt Unternehmen ab.
Bei Standardsoftware ist die konzentrierte Unterstützung nur einzelner Funktionen unüblich. Hier wird meist ein Komplettset an Standardprozessen, gesamte Branchenlösungen oder Abteilungslösungen ausgewählt. Mit einer Standardsoftware ist es ausserdem möglich, Konzernstrukturen mit verschiedenen angeschlossenen Unternehmen mit derselben ERP-Software auszustatten und die so ausgerüsteten Unternehmen dadurch einfacher zentral zu steuern (zu konsolidieren).
Standardsoftware beinhaltet ein gemeinsames Datenmodell und einen Funktionsvorrat, der allen zu bewältigenden Anforderungen genügen muss.
Die Vorteile von Standardsoftware liegen in der schnellen Verfügbarkeit der Anwendungen (diese Software ist keine Auftragsarbeit, man kann sie „von der Stange“ kaufen) und in dem durch eine lange Entwicklung eingeflossenen Know-how.
Als Nachteil ist aufzuführen, dass bei Standardsoftware jedoch die Möglichkeit besteht, dass die implementierten Funktionen nicht zu den Anforderungen der abzubildenden Prozesse passen. Deswegen kann es unter Umständen vorkommen, dass sich das Unternehmen in Teilbereichen den Voraussetzungen der Software anpassen muss und nicht umgekehrt.