14.2.  Pfade und Werte

Pfade in Merkmalstrukturen 

Definition 14.2.1 (Merkmal-Pfad). Ein Pfad in einer Merkmalstruktur ist eine endliche Folge von Merkmalen, die in der Merkmalstruktur unmittelbar aufeinander folgen.

Beispiel 14.2.2 (Merkmalstruktur und alle nicht-leeren Pfade).
⌊        ⌊      [          ]⌋ ⌋
                  NUM    sg
⌈SUBJ    ⌈AGR              ⌉ ⌉
                  PER    3 SUBJ〉 〈AGR〉 〈NUM
SUBJ,AGR〉 〈AGR,NUM〉 〈AGR,PER
SUBJ,AGR,NUM〉 〈SUBJ,AGR,PER

Definition 14.2.3 (Vollständiger Pfad). Ein vollständiger Pfad einer Merkmalstruktur ist ein Merkmal-Pfad, der beim Wurzelknoten beginnt und bei einem atomaren Wert oder der leeren Merkmalstruktur endet.

Pfade und ihre Werte in Merkmalstrukturen 

Definition 14.2.4 (Wert eines Pfades). Der Wert eines Pfades ist der Wert, der am Ende des Pfades beginnt.

            ({  M                   falls P = 〈〉
val(P,M  ) =   val(〈a ,...,a 〉,W )  falls 〈a ,W 〉 ∈ M  ∧ P = 〈a ,...,a  〉
            (        2     n               1                  1      n
               undef iniert         sonst

Beispiel 14.2.5 (Werte von Pfaden).
M=⌊        ⌊                 ⌋⌋
                [         ]
⌈SUBJ    ⌈AGR     NUM    sg ⌉⌉
                  PER    3 val(SUBJ,AGR,NUM,M) = sg
val(SUBJ,AGR,M) =[          ]
  NUM    sg
  PER    3

Evaluation der Pfadfunktion 
val(SUBJ,AGR,NUM,⌊       ⌊                  ⌋⌋
                [NUM     sg]
⌈SUBJ   ⌈AGR               ⌉⌉
                 PER     3) = val(AGR,NUM,⌊      [         ]⌋
         NUM    sg
⌈AGR              ⌉
         PER    3) = val(NUM,[         ]
 NUM    sg
 PER    3) = val(〈〉, sg) = sg

14.2.1.  Koreferenz

Koreferenz 

Idee

Koreferenz (structure sharing, reentrancy) in Merkmalstrukturen erzwingt die Identität von Werten bzw. von Teil-Merkmalstrukturen.

Beispiel 14.2.6 (Kongruenz von Subjekt und finitem Verb).
Im Satz «Sie betrachten es.» sind die Wortformen «Sie» und «betrachten» für sich genommen morphosyntaktisch ambig.

Durch das Wissen über die Identität ihrer Werte bezüglich Numerus und Person verringert sich die Mehrdeutigkeit.

Verwendung

Überall, wo es um den Abgleich von linguistische Information geht, ist Koreferenz das Mittel der Wahl. So etwas wie Anti-Koreferenz braucht es fast nie…

Graph vs. Matrix [MüLLER 1994, 136]


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Abbildung 14.5: Koreferente Merkmalstruktur als Matritze


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Abbildung 14.6: Koreferente Merkmalstruktur als gerichteter Graph


Koreferente Graphen formal betrachtet 

Definition 14.2.7 (Merkmalstrukturen mit Koreferenz). Als Graph ist eine Merkmalstruktur mit Koreferenzen ein markierter gerichteter Baum, bei dem eine Bedingung aufgehoben ist:

Koreferenz in Matrix-Notation

Bei der Matrix-Notation muss man genau bei einem Wert einen Index setzen und kann die koreferenten Werte dann damit koindizieren .

Koreferenz in Mengen-Darstellung

Koreferenz ist Gleichheitsrelation zwischen bestimmten Werten von Pfaden eine Merkmalstruktur M.

Beispiel 14.2.8 (Koreferenz von 2 Merkmal-Pfaden).

val(SUBJ,AGR,M) = val(PRED,AGR,M)