Überblick über die Geschichte der maschinellen Übersetzung

Wie so oft bei technischen Fortschritten wurde auch die Computerlinguistik, zumindest in ihren Anfängen,  von militärischen Zielen beeinflusst. Am Anfang der Disziplin der Computerlinguistik stand denn auch die maschinelle Übersetzung (MÜ). Die Übersetzung wurde als ein einfacher Prozess der Umkodierung betrachtet. Man glaubte, lediglich eine Bestimmung von äquivalenten lexikalischen Einheiten zu benötigen. 1954 beeindruckte das Georgetown-IBM-Experiment mit der maschinellen Übersetzung vom Russischen (der Kalte Krieg hatte begonnen) ins Englische.
Doch dieser Optimismus zerschlug sich 1966/67 mit der Veröffentlichung des ALPAC (Automatic Language Processing Adivsory Committee) Berichts. Dieser hielt fest, dass sogenannte High Quality Fully Automatic Translations noch nicht möglich seien und folgerte, dass sich das Forschungsinteresse vor allem mit die fundamentaleren linguistischen Fragen richten sollte. Maschinelle Übersetzungssysteme seien noch unbefriedigend, zu teuer und ihre Leistungsfähigkeit zu gering. Dieser Bericht bedeutete eine Zäsur in der Geschichte der maschinellen Übersetzung, da vor allem in den USA viele Projekte gestoppt wurden. Dennoch führte man in Europa die Forschung weiter und gleichzeitg wurden die theoretischen Grundlagen der Sprache weiter erarbeitet und in die Forschung zur MÜ einbezogen. Die Forschung zur künstlichen Intelligenz wurde ebenfalls mit der maschinellen Sprachübersetzung in Verbindung gebracht.

1963 erschien dann SYSTRAN als kommerzielles System auf dem amerikanischen Markt. Aus dem kommerziellen Bereich kam zusehends mehr Interesse und Forschungsbeiträge. Mit dem wachsenden Bedarf nach schnellen und häufigen Übersetzungen in der Europäischen Gemeinschaft, wurde SYSTRAN dann auch ab 1976 in Europa betrieben. Zu Beginn der achtziger Jahre entstand auch das EUROTRA-Projekt, an dem Forschergruppen aus 9 Ländern beteiligt waren, um MÜ für 72 Sprachpaare zu erarbeiten. Gleichzeitig machten auch japanische Wissenschaftler, die von der japanischen Regierung und Industrie unterstützt wurden, grosse Fortschritte. Ihr Interesse galt der Überbrückung zwischen dem Japanischen und Englischen. Seit 1988 wird auch die gesprochene Sprache in MÜ-Systeme integriert, wie etwa beim (noch laufenden Projekt) Verbmobil in Deutschland.
In neuester Zeit erlebte die MÜ eine breite Vermarktung, sei es als PC-Software für den Heimanwender oder Internet-offerierter maschinellen Übersetzung. Die maschinelle Übersetzung erlangte auch an Arbeitsplätzen zunehmend an Bedeutung, wenn auch in sehr beschränktem Masse, da der Output solcher Systeme noch nicht zufriedenstellend ist und von Humanübersetzern nachbearbeitet werden muss. Was der Humanübersetzung hingegen sehr dient, sind umfassende multilinguale Wörterbücher und Terminologien, die als 'Vorstufe' zur MÜ bereits jetzt schon sehr hilfreich sind. Der Übersetzer und die Übersetzerin stehen heute wieder im Mittelpunkt der MÜ-Bestrebungen und nicht mehr die Maschine.

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