LFG-Anwendung: Verbzweitstellung im Deutschen, Englischen und Dänischen

Diese Vorlesung stellt eine Beispielimplementierung eines GB-Verfahrens in LFG vor. Erinnern wir uns, dass die grundlegende D-Struktur eines Satzes in GB so aussieht:

   C"
  / \
 Ø   C'
    / \
   Ø   I"
      / \
 subjN"  I'
        / \
  (Aux)I0  V"
          / \
             V'
            / \
Englisch   V0->objN"  (-> ist die Subcat-Forderung, je nach Verb)
Deutsch objN"<-V0     (umgekehrte Reihenfolge im deutschen)

Nach verschiedenen Bewegungen werden die leeren Knoten am Satzanfang aufgefüllt.

In der traditionellen deutschen Satzlehre teilt man den Satz gemäss der Feldertheorie in Vorfeld, linke Klammer, Mittelfeld, rechte Klammer und Nachfeld auf.

Satztopologie

Verbstellung

Im Deutschen unterscheidet man grundsätzlich:

Die Satzklammer

Der Satzaufbau im Deutschen ist geprägt von der sog. Satzklammer, die im Hauptsatz durch finites Verb und infinite Verbalgruppe aufgespannt wird. Im Nebensatz ist das Vorfeld leer und die einleitende Konjunktion oder das einleitende Pronomen besetzt die linke Satzklammer. Das finite Verb steht dann in der rechten Klammer.

Vorfeld

linke Klammer

Mittelfeld

rechte Klammer

Nachfeld

Lies

das Buch.

Peter

möchte

den Mann

sehen.

Gestern

hat

er den Mann

gesehen.

Peter

kam

gestern

an.

Er

ist

so schnell

gelaufen

wie sein Bruder.

dass

er den Mann

gesehen hat.

den

der Mann

gesehen hat.

C-Specifier

C0

I-Specifier & objN"

V0

Wie die letzte Reihe der Tabelle veranschaulicht, lässt sich die Feldertheorie weitgehend auf die GB abbilden.

Bei Verberststellung ist das Vorfeld unbesetzt. Bei Verbzweitstellung wird die Position vor dem finiten Verb (das Vorfeld) immer von genau einer Konstituente besetzt.

Topikalisierung

Das Vorfeld wird durch diejenige Konstituente besetzt, die entweder an bereits bekannte Sachverhalte anknüpft oder die eine hervorgehobene Stellung im Satz einnehmen soll. Man spricht dann von Topikalisierung

Dem Mann gibt er das Buch.
Das Buch gibt er dem Mann.

GB-Implementationen in PSG

Abgesehen davon, dass es in PSG keine Transformationen gibt (Monostratalität), können die meisten PSG auch keine leeren Knoten behandeln (Endlosschleife). Wir haben gesehen, dass unser erster Versuch, mit Lückenfädeln eine GB-Transformation zu simulieren, aufgrund leerer Knoten scheiterte:

% who did john believe _ ?
 
s(Type,GapInfo) --> pron(Type,GapInfo),
			aux(Type),
			np, 
			vp(Type, GapInfo).
 
pron(a,_) --> []. % leer
pron(q,gap) --> [who].
 
aux(a) --> []. % leer
aux(q) --> [did].
 
np --> [john].
np --> [mary].
 
vp(a,nogap) --> v,np.
vp(q,gap) --> v.
 
v --> [believe].
v --> [see].

Eine Möglichkeit, GB-Transformationen in CFG zu implementieren ist, leere Knoten zu überspringen, also z.B. bei einem Aussagesatz die gesamte CP zu überspringen direkt zur IP, in dessen SPecifier-Position das Satzsubjekt steht.

% who does john believe _ ?
% this GB-inspired grammar 
% - works without empty nodes
% - shows a constituent grammar simulation of unbounded dependencies
 
q --> ['?'].
a --> ['.'].
s(q,w) --> cp(wgap,igap), q.   % Wh-question
s(q,yesno) --> cbar(nowgap,igap), q.  % Yes-No question
s(a,_) --> ip(nowgap,noigap), a.  % affirmative sentence
 
cp(Wgap,Igap) --> cspec(Wgap), cbar(Wgap,Igap).
cbar(Wgap,Igap) --> c(Igap),ip(Wgap,Igap).
	cspec(wgap) --> [who].
	c(igap) --> [does].
 
ip(Wgap,Igap) --> np, ibar(Wgap,Igap).
ibar(Wgap,Igap) --> vp(Wgap,Igap).  % i moves anyway
 
vp(Wgap,Igap) --> vbar(Wgap,Igap). %vspec empty - old analysis
vbar(wgap, igap) --> v(inf).  % Wh-question
vbar(nowgap, igap) --> v(inf),np. % Yes-No question
vbar(nowgap,noigap) --> v(fin),np.  % affirmative
 
np --> [john].
np --> [mary].
 
v(fin) --> [believes].
v(fin) --> [sees].
v(inf) --> [believe].
v(inf) --> [see].

Eine GB-Implementation in LFG

LFG erlaubt die Verwendung leerer Knoten. Das in dieser Stunde besprochene Grammatikfragment stellt eine GB-Implementation von Verbzweitstellung in LFG dar, für die Sprachen Englisch, Deutsch und Dänisch. Folgende Artikel stehen zum Herunterladen bereit:


Gerold Schneider <gschneid@ifi.unizh.ch>
Date of last modification: December 6, 1999
URL dieser Seite: http://www.ifi.unizh.ch/CL/gschneid/SyntaxVorlesung/Vorl8.LFGII.html