Guten Abend, meine Damen und Herren, ich begrüße Sie zur tagesschau. Bund und Länder haben sich auf weitreichende Maßnahmen geeinigt, um die Ausbreitung des Corona-Virus einzudämmen. Eine bundesweite Ausgangssperre soll es nicht geben. Aber es gibt ein Kontaktverbot, was bedeutet, dass Kontakte reduziert werden sollen. Nur noch zwei Menschen dürfen sich in der Öffentlichkeit aufhalten, lautet die Information. Aber Familien sind ausgenommen, sie dürfen gemeinsam hinaus, auch für den Beruf darf man raus. Merkel musste sich in häusliche Quarantäne begeben. Ein Arzt, der sie behandelt hat, ist selbst positiv auf Corona getestet worden, weshalb sie in Quarantäne ist. Hier ist die Kanzlerin in den nächsten Tagen nicht anzutreffen. Sie muss sich gedulden und zuhause bleiben, in Quarantäne. Ihr Sprecher sagte, sie werde in den nächsten Tagen regelmäßig auf das Corona-Virus getestet. Kurz vor ihrer Quarantäne hatte Merkel noch eine Verkündung. Weitere Ideen. Diese Informationen sind Ergebnis eines Treffens der Ministerpräsidenten. Inhalt des Beschlusses ist: Erstmal dürfen sich nicht mehr als zwei Personen treffen, ausgenommen sind Personen, die zusammen wohnen, diese dürfen gemeinsam hinausgehen. Gaststätten, Friseure und Kosmetikstudios müssen schließen. Das alles ist für zwei Wochen gültig. Ich weiß, dass es Verzicht und Opfer bedeutet. Für Geld und Wirtschaft, wenn man Personen treffen möchte, wenn man nicht mehr einfach unter Leute gehen kann, wenn man nicht mehr in Geschäfte gehen kann. Auch wenn man nicht mehr einfach die Großeltern besuchen darf, Freunde treffen darf. Ich verstehe, dass das ein großer Verzicht ist. Wir alle müssen darauf eine Zeitlang verzichten. Aber auch mit Grenzen. Eine Ausgangssperre gibt es nicht. Der Weg zur Arbeit, die Kinder zur Betreuung bringen, den Arzt zu besuchen, wenn man bei einer Sitzung oder Prüfungen dabei sein möchte, anderen Personen helfen oder auch individueller Sport und Bewegung an der frischen Luft sowie andere notwendige Tätigkeiten bleiben selbstverständlich weiter möglich. Die FDP stimmt der Einführung zu. Der Parteichef findet die neuen Regeln gut. Alle sollen diesen folgen. Wir haben in den Ländern mit unseren FDP-Regierungsbeteiligungen das mitunterstützt, weil es jetzt notwendig ist. Freiheitsrecht sollen nur so lange wie nötig eingeschränkt werden, nicht länger. Darauf werde in der Regierung und Parlament geachtet. Auch der bayerische Ministerpräsident lobt die heutigen Beschlüsse – kündigt aber an, dass Bayern bei seinen eigenen Regeln bleiben werde, welche am Freitag verkündet wurden. Jetzt dazu, was die Verabredungen zwischen Bund und Ländern beinhalten. Die einzelnen Länder Deutschlands sollen zusammenarbeiten und eine gemeinsame Einigung schaffen. Wenn sich Bund und Länder beispielsweise nicht auf einheitliche Regeln einigen können, wächst die Verunsicherung in der Bevölkerung, deshalb braucht es hier Einigkeit. Aber so einfach war die Einigung nicht. Bei der Telefonkonferenz soll es heute zeitweise hoch hergegangen sein, haben wir mitbekommen. Besonders Laschet und Söder sollen heftig diskutiert haben. Einige Ministerpräsidenten ärgerten sich über Söder, der mit Informationen vorgeprescht war, obwohl Abmachungen zuvor anders waren. Söder sagte, er hätte die Konferenz beinahe verlassen. Lasche habe ein Papier vorgelegt, das elf andere Länder bereits unterzeichnet hatten, Bayern aber noch gar nicht kannte. Merkel musste schlichten. Allen Beteiligten war klar, dass der Wettbewerb zwischen den Ländern eingestellt werden müsse. Wichtig sei, dass die Bürger Bund und Ländern vertrauen. Das scheint jetzt klarer zu sein. Die Maßnahmen von Bund und Ländern sind nicht klar. Eine Einschätzung dazu vom ARD-Rechtsexperten. Ausgangssperre, dieses und jenes darf ich nicht, Unsicherheiten - Die Begriffe sind für die Bürger nicht entscheidend, aber was ich darf schon. Ich darf raus, ich darf einkaufen, ich darf arbeiten. Der Inhalt wäre bei anderen Formulierungen auch nicht klar. Im Moment muss die Politik eine schwierige Abwägung treffen. Wie kann Corona eingedämmt werden und die Personen trotzdem frei bleiben? Klar ist, so eine Krise braucht Regeln, deshalb ist das jetzt möglich. Wichtig ist, bis wann man es darf. Man muss regelmäßig schauen, wie es läuft, und dann neu entscheiden. Dass es bei den neuen Regeln Sanktionen gibt, haben nicht Bund und Länder entschieden, sondern ergibt sich aus dem Gesetz. Bußgeld oder Strafen sind beide möglich. Wie streng die Behörden jetzt sind und wie hoch die Strafen sein werden, hängt wahrscheinlich vom konkreten Fall ab. Ob jemand aus Versehen etwas falsch macht, oder ob jemand trotz Warnungen zeigt, dass die Verbote und ihre Zwecke ihm egal sind – davon ist es abhängig. In Deutschland gelten bereits viele Anordnungen und Regeln, um Menschen vor einer Ansteckung mit dem Corona-Virus zu schützen. Nach Angaben der Polizei hielten sich an diesem Wochenende viele daran, zu Hause zu bleiben und beim Einkaufen Abstand zu halten. Die Zahl der Infizierten steigt weiter. Die Johns-Hopkins-Universität liefert folgende Zahlen: in Deutschland gibt es 23.974 registrierte Fälle. Das sind 2374 mehr als gestern. Bis jetzt sind 92 Personen gestorben. Solidarität in der medizinischen Not. Ein Hubschrauber bringt zwei schwer erkrankte Corona-Patienten aus Frankreich an die Uni-Klinik Freiburg. Bald könnten auch hier die schweren Fälle zunehmen und mehr Betten belegt sein. Einige Medien sahen heute skeptisch auf die Corona-Statistik. So stieg laut Robert Koch-Institut die Zahl der Neu-Ansteckungen weniger stark als am Vortag. Aber, dass es deswegen insgesamt langsamer wäre, kann man nicht sagen. Zitat: Letztes Wochenende gab es teilweise das Problem, dass nicht alle Ämter ihre Daten übermittelt haben, sodass die Auswertungen nicht die wahren Fallzahlen zeigen. Grund dafür ist, dass die Daten noch nicht klar waren. Sie werden am Montag übermittelt, am Dienstag wird die Auswertung angepasst, so dass sie die wahren Zahlen zeigt. WHO-Experten warnen, bei der Corona-Bekämpfung nur auf Ausgangsbeschränkungen zu setzen. Wichtiger sei, die Zahl der Tests stark zu erhöhen, mehr Speicheltests zu machen. Viele Krankenhäuser stimmen dem zu. Wir sollten mehr testen. Dann können wir die Situation besser beobachten, das Risiko abschätzen und die isolieren, die positiv getestet sind. 80 Prozent der jungen Bevölkerung ist von außen nichts anzusehen, obwohl sie innen eigentlich krank sind und die Erkrankung übertragen können. Deswegen ist es besser, zu testen und die positiv Getesteten zu isolieren. Nach dem Ansturm der vergangenen Tage blieben heute die meisten Lebensmittelmärkte geschlossen. Teilweise dürfen jetzt Geschäfte am Sonntag geöffnet sein, genau wie Kioske. Große Märkte, wie dieser in Berlin, nutzten diese Option nicht. Wir haben über eine Woche weit über Last gearbeitet, in der Logistik, im Regaleauffüllen. Die Mitarbeiter sind kaputt. Wir werden die Zeit nutzen, um die Regale aufzufüllen. Aber auch die gestressten Menschen müssen durchatmen, das braucht Zeit. Wie hier, in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche in Berlin, übertragen einige Gemeinden ihre Gottesdienste im Internet oder Fernsehen. Öffentliche Veranstaltungen dürfen derzeit in Kirchen, Moscheen oder Synagogen nicht stattfinden. Bundesgesundheitsminister Spahn will keine Kontaktpersonen von Corona-Infizierten per Handy orten lassen. Aufgrund heftiger Kritik gegen die Regelung wird es morgen keine Entscheidung geben, sondern die Regelung soll bis Ostern überarbeitet werden. Das Infektionsschutzgesetz sieht vor, dass Telekommunikationsunternehmen ihre Daten an das Robert-Koch-Institut übermitteln, um zu sehen, wer Kontakt mit Infizierten hatte. Handies sind Datenschleudern, aber auch eine wichtige Informationsquelle, denn Smarpthones speichern, wer wann wo war. In China werden durch Tracking Corona-Patienten überwacht. Auch Südkorea versucht, über Handys nachzuvollziehen, wo sich Infizierte und Kontaktpersonen aufgehalten haben. In Deutschland hat das Robert-Koch-Institut diese Woche Mobilfunkdaten bekommen, aber anonym. Grob lassen sich damit Bewegungsströme zeigen. Die Verantwortlichen sagen, dass dies laut Datenschutz erlaubt ist. Aber trotzdem gibt es Kritik. Dass man Mobilfunkdaten und andere Daten einfach so weitergeben kann, nur weil gerade eine Krise ist, das ist für mich der falsche Weg. Die Entscheider sollen das beachten. Egal, ob Forscher, Mediziner oder Politiker, alle müssen überlegen: Will man das als Normalfall annehmen oder als Ausnahmefall? Zusätzlich gibt es Apps, die Bewegungsdaten von Handys nutzen, und wo Nutzer sehen können, wieviel Risiko für sie besteht. Auch in Deutschland wird daran gearbeitet, dass man informiert wird, ob es ein Risiko für eine Infektion gibt. Aber wer das nutzen möchte, muss freiwillig die eigenen Daten preisgeben. Mediziner könnten sich noch mehr digitale Maßnahmen vorstellen. Um die Krise in den Griff zu kriegen, ist uns egal wie. Tracking, das Verfolgen von Personen, ist ein wichtiger Punkt, aber das muss datenschutzkonform sein. Eine Möglichkeit wäre der Zugriff auch auf personalisierte Handydaten – so ein Wunsch aus dem Gesundheitsministerium. Erst einmal wird der Vorschlag zur Seite gelegt. Die Bundesjustizministerin sagte, man müsse erst abwarten. Wir müssen dieses Thema intensiver diskutieren. Man muss über eine zeitliche Befristung nachdenken. Wer es kontrolliert. Man muss schauen, ob der Betroffene einverstanden ist. Und am wichtigsten: Kann uns das helfen? Deshalb ist das Ganze erst einmal aufgeschoben. Ob es weitere digitale Eingriffe geben könnte, hänge auch vom Verlauf der Krise ab. Italien ist weltweit am schwersten von der Corona-Krise betroffen, wie wir hier sehen. Fast 60.000 Fälle sind mit Corona infiziert, in den letzten 24 Stunden starben über 600 Menschen. Die Regierung hatte die Einschränkungen des öffentlichen Lebens gestern nochmal verschärft. Alle Firmen müssen schließen, nur lebensnotwendige Unternehmen nicht. Ministerpräsident Conte nannte es die größte Herausforderung seit dem Zweiten Weltkrieg. Diese Bilder deprimieren: Lange Konvois mit Hunderten von Särgen, die zum Krematorium gebracht werden. Die Krematorien sind häufig überlastet, und andere Städte müssen genutzt werden. Alle Welt blickt auf Italien und die hohen Zahlen. Der Zivilschutz verkündete heute: In den letzten 24 Stunden/ Entschuldigung. In den letzten 24 Stunden starben erneut viele Menschen, aber im Vergleich ein bisschen besser als gestern. Gestern waren die Zahlen erschreckend hoch. Trotzdem: Die Zahlen sind erschreckend. Seit zehn Tagen darf man nicht mehr hinaus. Erlaubt ist nur Einkaufen, zum Arzt oder zur Arbeit zu gehen. Jetzt wird es noch strenger. Betriebe müssen schließen, ausgenommen sind nur lebensnotwendige Firmen. Wege zur Arbeit sind nur noch in Ausnahmefällen zulässig. Sicherheitskräfte kontrollieren streng. Wir wollen sozusagen den Motor verlangsamen. Wir wollen ihn aber nicht völlig lahmlegen. Das ist nicht einfach für uns, aber wir brauchen diese Verlangsamung. Er spricht von der schwersten Krise seit dem Zweiten Weltkrieg. Im Norden Italiens ist unterdessen das Gesundheitssystem infolge der steigenden Einlieferungen kollabiert. Die Patienten müssen aufgegeben und dem Tod überlassen werden. Italiens Armee schafft deshalb zusätzliche Kapazitäten – ganze Zeltstädte entstehen. Hilfsgüter und Fachpersonal kommen in diesen Tagen aus Russland, Ungarn und China, auch medizinisches Material aus Deutschland kommt an. Nach Italien ist Spanien besonders von der Corona-Pandemie betroffen. Ministerpräsident Sanchez sagt, es komme eine harte Zeit. Die Ausgangssperre solle bis Mitte April dauern. Es sind schon 28.000 Menschen infiziert. Die Zahl der Toten stieg laut John Hopkins Universität auf 1751. Fast 400 Menschen sind in Spanien in den letzten 24 Stunden gestorben, besonders schlimm ist die Lage in der Hauptstadt Madrid. Die Intensivstationen sind überfüllt, das Personal ist an der Belastungsgrenze angelangt. Wir Ärzte fühlen uns, als würden wir Kriegsmedizin betreiben. Jeden Tag müssen wir uns neu an die Situation anpassen. Auch beim Personal müssen wir aufpassen, denn immer mehr Kollegen können nicht kommen, weil sie krank sind. Schon zehn Prozent der im medizinischen Bereich Arbeitenden, sind infiziert. Deshalb schlug die Behörde Alarm, 50.000 zusätzliche Kräfte sind im Gesundheitswesen nötig. Auf dem Messegelände, wo im Dezember die UN-Klimakonferenz stattfand, wird von der Armee ein provisorisches Krankenhaus eingerichtet. Mit 5500 Betten ist es die größte Klinik dieser Form in Europa. Spaniens Ministerpräsident Sanchez sagte gestern Abend, dass das Schlimmste noch kommen würde. Heute kündigte er an, die Ausgangssperre nochmal zwei Wochen, bis zum 12. April, verlängern zu müssen. Es kommt eine schwierige Zeit. Wir werden an unsere Grenzen gelangen, das Material wird zu wenig, aber auch moralisch wird es schwer auszuhalten. Auch die letzten Touristen sind nicht mehr da, sie verlassen alle ihre Unterkünfte. Alle Hotels in Spanien haben die Anweisung erhalten, bis nächsten Freitag zu schließen, die Menschen müssen die Hotels verlassen. In Großbritannien bemüht sich die Regierung inzwischen ebenfalls darum, die Ausbreitung des Corona-Virus zu verlangsamen. 1,5 Mio. Menschen mit einem hohem Risiko für eine schwere Erkrankung sind aufgerufen, mindestens zwölf Wochen zu Hause zu bleiben. Johnson warnte vor einer Überlastung des Gesundheitssystems. Noch ist es ruhig, aber bald kommt der Sturm. Der Trafalgar Square ist fast leer und sehr ruhig. Das hat so plötzlich erst gestern angefangen. Johnson zögerte lange, bevor er am Freitag offiziell Schließungen anordnete. Wir bitten Pubs, Bars und Restaurants, komplett zu schließen, bitte so schnell wie möglich, noch heute Abend. Und auch morgen nicht wieder zu öffnen, sondern geschlossen zu bleiben. Zu wenig und zu spät. Schon bei normalen Grippewellen im Winter herrscht Chaos. Seit zehn Jahren wird unser Gesundheitssystem finanziell abgebaut. Wir haben zu wenig Geld und Personal. Viele europäische Pfleger sind wegen des Brexits weg. Als Ärztin kann ich sagen, dass wir bislang zurechtkamen, dass es funktioniert. Die offiziellen Zahlen: 5683 Infizierte, 281 Tote. Großbritannien liegt damit zwei Wochen hinter dem europäischen Kontinent. Die Kurve geht jetzt steil nach oben. Viele Personen haben die Lage bis gestern nicht ernst genommen. Bis Freitag herrschte fast normales Leben in London. Der britische Sonderweg, das lange Zögern Johnsons, könnte wertvolle Zeit gekostet haben. Polen versucht, sich mit intensiven Grenz-Kontrollen und Beschränkungen des sozialen Lebens zu wappnen. Kindergärten, Schulen und Universitäten wurden geschlossen. Personen dürfen nicht mehr einfach so hinaus gehen. Das polnische Gesundheitssystem steht schon lange in der Kritik. Auch deshalb hofft die Regierung in Warschau auf einen glimpflichen Verlauf der Pandemie. Stresstest für das polnische Gesundheitssystem. Geld- und Personalmangel gibt es schon. Im Vergleich der Europäischen Union hat Polen die niedrigste Zahl von Ärzten. Es fehlen 50.000 Ärzte. Wenn ich zum Beispiel infiziert werde und krank bin, muss ich zuhause bleiben und kann nicht helfen. Jeder, der ausfällt, könnte zu einer Tragödie führen. In Polen fehlt es landesweit an Schutzkleidung, Masken und Schutzbrillen. Auch Beatmungsgeräte gibt es zu wenige. Es wurden in 19 Krankenhäuser schon etwa 10.000 Betten reserviert. Es wurden radikale Maßnahmen beschlossen, die das Aus für das öffentliche Leben bedeuten – und das noch vor anderen Ländern. Der epidemische Notstand wurde ausgerufen.